QRM wurde in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts von Rajan Suri an der University of Wisconsin in Madison, USA entwickelt. Siehe dazu auch den früheren Blogartikel „Born in the USA“.
Wertfabrik AG bietet in der Schweiz exklusiv QRM an, und zwar unter dem Brand Q-Time. Q-Time ist in der Schweiz alleiniges Mitglied im internationalen Netzwerk „QRM-Institute“.
QRM besteht aus den folgenden vier Kernelementen (Bild 2):
Bild 2: Die vier Kernelemente von QRM
Im den ersten drei Blogs der Reihe bin ich bereits auf die Elements „Zeit richtig sehen“, „Flexibilität organisieren“ und „Variabilität managen“ eingegangen. In diesem letzten Beitrag der Reihe teile ich mit Ihnen meine Gedanken zum vierten Kernelement.
Obwohl in QRM für Quick Response Manufacturing steht, heisst das nicht, dass QRM ausschliesslich in der Produktion eingesetzt werden kann. Im Gegenteil, bei vielen Unternehmen bildet die Produktion nur noch ein kleiner Anteil. Viel mehr Ressourcen werden in administrativen Bereichen wie Auftragsabwicklung, Planung, Steuerung, Entwicklung, Verkauf, Marketing, Controlling, IT oder Human Resources eingesetzt. Entsprechend gross sind auch die Potentiale in diesen Bereichen in Bezug auf die MCT bzw. die Durchlaufzeiten. Wie bei Lean die Lean Enterprise streben wir im QRM-Umfeld die Quick Response Enterprise an.
Anhand zweier Beispiele möchte ich Ihnen im folgenden zeigen, wie der QRM-Ansatz in indirekten Unternehmensbereichen erfolgreich angewendet werden kann.
Die traditionelle Kostenrechnung beinhaltet einige Probleme, die dazu führen können, dass falsche Entscheide gefällt werden. Zu den Problemen gehören:
Es darf nicht unterschätzt werden, welche Kosten ein hoher Lagerbestand erzeugt.
Eine Aufstellung dazu ist in folgender Tabelle ersichtlich:
Was | Kostenbereich | |
Kapitalkosten | 5% | 15% |
Obsoleszenz | 6% | 12% |
Administration | 3% | 6% |
Qualitätsverlust und Diebstahl | 3% | 6% |
Handling | 2% | 5% |
Steuern | 2% | 6% |
Lagerfläche | 2% | 5% |
Versicherung | 1% | 3% |
Tabelle 1: Kosten durch hohen Lagerbestand
Können wir dank QRM die Durchlaufzeiten massiv reduzieren, dann benötigen wir weniger Lagerbestände und weniger Ware in Arbeit. Damit reduzieren wir direkt auch Kosten.
Klassisch wird der Overhead proportional zu den direkten Kosten zugeteilt.
Bild 3: Klassische Zuteilung der indirekten Kosten
Das heisst, die Produkte mit hohen Stückzahlen tragen am meisten Overhead. In der Realität ist das aber genau anders. Die Produkte mit hohen Stückzahlen benötigen weniger administrativen Aufwand, als diejenigen Produkte mit geringen Stückzahlen. Klassisch „subventionieren“ damit die Standardprodukte mit hohen Stückzahlen diejenigen mit geringen Mengen. Das kann zu falschen Schlussfolgerungen und falschen Entscheiden führen. QRM geht hier einen anderen, korrekteren Weg. Dank der Bildung von QRM-Zellen in der Administration (sog. Q-ROCs, siehe Blogbeitrag 2), kann ein Grossteil der indirekten Kosten als direkte Kosten den entsprechenden Produkten zugeteilt werden. Nur noch ein geringer Anteil verbleibt als allgemeiner Overhead.
Bild 4: Korrekte Zuteilung der indirekten Kosten dank QRM-Zellen
Wer in der Entwicklung von neuen Produkten oder von neuen Dienstleistungen zu lange braucht, gerät in Gefahr, in einen Teufelskreis zu kommen, aus dem ein Ausbrechen ungeheuer schwierig wird.
Bild 4: Teufelskreis einer langen Time-to-Market
Bei einer langen Entwicklungszeit muss das Marketing die Anforderungen an das neue Produkt weit voraus voraussagen. Im Lauf der Entwicklungszeit ändern sich die Marktanforderungen unter Umständen bereits wieder, sodass die Spezifikationen angepasst werden müssen. Ein Redesign ist notwendig und die Entwicklung verliert wertvolle Zeit. Aufgrund des Redesigns verlängert sich die bereits lange Entwicklungszeit noch mehr, und der Teufelskreis ist Tatsache geworden. Die Softwareentwickler haben diese Problematik schon lange erkannt. Die Lösung dazu in der Softwareentwicklung ist die SCRUM-Methodik, welche allerdings in der Hardwareentwicklung nicht ohne weiteres 1:1 angewendet werden kann.
Ein ähnlicher Teufelskreis kann übrigens auch in der Beschaffung aufgezeichnet werden. Lange Beschaffungszeiten führen zu grossen Bestellmengen, die ihrerseits beim Lieferanten zu langen Lieferzeiten führen.
Wie können wir mit QRM-Methoden den Teufelskreis langer Entwicklungszeiten vermeiden oder durchbrechen? Vor allem durch starke Fokussierung auf die Entwicklungs-MCT. Dies gelingt mit folgenden Ansätzen:
Bild 5: Einfluss von negativem Multitasking auf die Entwicklungszeit
Bild 6: Einfluss von zu vielen parallelen Projekten auf die Entwicklungszeit
Bild 7: Kürzere Entwicklungszeiten dank WIP-Reduktion.
Bild 8: Engineering Produktivität in Abhängigkeit der Anzahl Projekte
> Weniger Koordinationsaufwand.
> Weniger Störungen durch andere Projekte.
> Mehr Fokus.
> Mehr Ownership und Eigenverantwortung.
> Weniger Ressourcenkonflikte zwischen Projekten.
> Einfachere Planung.
Bild 9: Frontloading, d.h. möglichst alle Abklärungen zu Beginn
Die meisten dieser Massnahmen werden auch im Lean Development angewendet.
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