Ruedi Graf
07.12.2018 / 5 Minuten Lesezeit

Poka-Yoke – Fehler vermeiden ist besser als Fehler korrigieren

Vier Merkmale zeichnen schlanke Prozesse aus. Es sind dies Störungsfreiheit, Fluss, Takt und Pull-Prinzip. In allen Prozessen bilden diese Merkmale die Basis, um exzellente Abläufe zu erreichen. Im Rahmen von Prozessoptimierungen sollten diese Merkmale im Idealfall in dieser Reihenfolge optimiert werden. Das heisst, man beginnt am besten mit der Erreichung der Störungsfreiheit.

Störungsfreiheit bildet die Grundlage für schlanke Prozesse

Wesentliche Punkte zur Erreichung von störungsfreien Prozessen sind:

  • Null-Fehler-Prinzip
  • Ordnung und Sauberkeit
  • Robuste, stabile Prozesse
  • Schnittstellen mit klar definiertem Input und Output
  • Klar definierte Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen
  • Eindeutige Spezifikationen

Das Null-Fehler-Prinzip wiederum basiert auf einigen wenigen Regeln, welche konsequent befolgt werden müssen. Diese sind:

  1. Ich akzeptiere keine Fehler.
  2. Ich mache selbst keine Fehler.
  3. Ich gebe keine Fehler weiter.

Gerade der zweite Punkt ist in der praktischen Umsetzung nicht immer ganz einfach.

Was bedeutet Poka-Yoke?

Das Wort Poka-Yoke kommt aus dem japanischen und bedeutet, etwas «narrensicher» zu machen. Das heisst, zu verhindern, dass ein Fehler überhaupt auftreten kann. Als Erfinder des Prinzips gilt Shigeo Shingo. Er ist Mitentwickler des Toyota-Produktionssystems und hat das Prinzip in den Jahren 1961 bis 1964 entwickelt.

Ausgangsbasis für Poka-Yoke ist die Erkenntnis, dass kein Mensch in der Lage ist, unbeabsichtigte Fehler vollständig zu vermeiden. Poka-Yoke versucht in der traditionellen Vorgehensweise meist durch technische Vorkehrungen und Einrichtungen Fehlhandlungen zu verhindern.

Poka-Yoke beginnt bereits in der Produktentwicklung

Idealerweise werden fehlerverhindernde Massnahmen bereits in der Produktentwicklung berücksichtigt. Hier können bereits einfache Lösungen dafür sorgen, dass Fehler nicht entstehen.

So hat Beispielsweise jede SIM-Karte bereits bei der Herstellung eine «Ecke weg». Diese kleine Massnahme hilft, dass wir die Karte automatisch mit der richtigen Seite einlegen.

Ganz unbewusst haben Sie vielleicht auch einmal an einem Geldautomaten Poka-Yoke erlebt. Wenn Sie Geld abheben, müssen Sie immer erst die Karte entnehmen und erst dann kommt das Geld aus dem Automaten. Falls Sie danach das Geld nicht entnehmen sollten, kommt die zweite Poka-Yoke-Lösung zum Zug: Das Geld wird nach kurzer Zeit wieder in den Automaten zurückgezogen.

Hartes und weiches Poka-Yoke

Der Erfinder Shigeo Shingo hat auch zwischen hartem und weichem Poka-Yoke unterschieden.

Hartes Poka-Yoke bedeutet, dass Fehler bzw. Fehlhandlungen, vermieden werden. Beispielsweise durch:

  • Formschluss
  • Grössen- / Formunterschiede
  • Bandstopp bei einer Abweichung
  • Prüfungen im Prozess mit Abschaltung

Als weiches Poka-Yoke werden Massnahmen beschrieben, welche den Fehler entdecken und den Mitarbeiter auf den Fehler hinweisen. In diese Kategorie gehören zum Beispiel:

  • Farben
  • Checklisten
  • Leuchten
  • Hupen, Summer

In der Praxis sind, wenn immer möglich, harte Poka-Yoke-Lösungen zu bevorzugen.

Mehr zum Thema und auch einige hilfreiche Beispiele finden Sie in diesem Buch:

«Poka Yoke»; Jochen Peter Sondermann; Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Auflage: 2. (12. November 2018); ISBN-10: 3446456341

Haben Sie Erfahrungen gemacht mit Poka-Yoke? Interessante Lösungsansätze erfahren wir gerne in diesem Blog.

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