David Moser
03.08.2016 / 5 Minuten Lesezeit

Shop­floor Leader­ship – mehr als Shop­floor Management

Shopfloor Leadership geht noch viel weiter als Shopfloor Management - darunter versteht man Führung mit Respekt. Diese Art der Führung beinhaltet sieben Tätigkeiten.

In einem früheren Blogbeitrag habe ich bereits erläutert, was zu einem vollständigen Shopfloor Management gehört. Doch was versteht man unter Shopfloor Leadership? Shopfloor-Mitarbeitende haben ein Recht darauf, Erfolg zu haben. Unabhängig davon, ob der Shopfloor sich in der Produktion, in der Entwicklung oder in der Administration befindet. Erfolg zu haben ist nicht eine Pflicht, sondern ein Recht. Ein Shopfloor Leader respektiert dieses Recht und ist sich bewusst, dass es wiederum seine Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass seine Mitarbeitenden Erfolg haben. Der Shopfloor Leader hat deshalb die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die seine Mitarbeitenden daran hindern könnten, erfolgreich zu sein. Zu solchen Hindernissen gehören unter anderem schlechte Prozesse, unzweckmässige Organisation, fehlerhafte oder fehlende Informationen, fehlendes oder defektes Material, ungeeignete Hilfsmittel oder fehlende Ergonomie am Arbeitsplatz.

Der Shopfloor Leader weiss, dass er kontinuierlich Sicherheit, Produktivität, Qualität und Flexibilität verbessern muss. Das erreicht er, indem er seine Mitarbeiter herausfordert und so weiterentwickelt. Die Herausforderung allein reicht jedoch noch nicht. Genauso wichtig ist es, die Leute anschliessend nicht allein zu lassen, sondern sie bei der strukturierten Problemlösung zu unterstützen und zu coachen. Dadurch werden im Laufe der Zeit alle Mitarbeiter zu Problemlösungsexperten. Eine spannende Lektüre zu diesem Thema ist das Buch «Lead with Respect: A Novel of Lean Practice» von Michael Ballé und Freddy Ballé. Das Buch beschreibt in Form eines Romans wie Jane Delaney, CEO einer Softwarefirma, von ihrem Sensei lernt, wie Führen mit Respekt ihr ermöglicht, ihre Mitarbeiter zu entwickeln und so Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Mit Respekt zu führen beinhaltet dabei zusammengefasst folgende sieben Tätigkeiten:

  1. Go & See, um an der Front zu führen, die aktuelle Situation mit eigenen Augen zu sehen, Mitarbeiter 1:1 zu treffen und dabei zu lernen, diese herauszufordern und zu unterstützen.
  2. Ziele setzen, um eine klare Richtung vorzugeben und Erfolg zu definieren. Es geht nicht darum, den Mitarbeitern zu sagen, was sie zu tun müssen. Vielmehr geht es darum sie an den Punkt zu führen, an dem Klarheit über das zu lösende Problem herrscht, darüber was eine akzeptable Lösung beinhaltet und wie die zeitliche Erwartung zur Zielerreichung aussieht.
  3. Zuhören, um zu verstehen, welche Hürden aus Mitarbeitersicht überwunden werden müssen, um die Ziele zu erreichen und mögliche Entmutigungen auf dem Weg nachzuempfinden. Verstehen bedeutet dabei nicht, gleicher Meinung zu sein.
  4. Schulung der Mitarbeitenden in Problemlösung, um die Autonomie der Mitarbeitenden in Bezug auf Analyse und Problemlösung zu entwickeln. Das benötigt tägliches Coaching, bedeutet aber insbesondere, den Leuten Raum zum Denken zu geben.
  5. Unterstützung leisten, indem die Mitarbeitenden an der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes beteiligt und involviert werden. Beteiligen heisst, sie zu ermutigen, sich für ihre Probleme verantwortlich zu fühlen und sie zu unterstützen, neue Ideen auszuprobieren. Involvieren heisst, Verbesserungsanstrengungen zu anerkennen und sicherzustellen, dass sich die Mitarbeitenden als «Besitzer» ihrer eigenen Ideen fühlen, wenn sie umgesetzt werden. Damit können die Leute ihren Beitrag zum Wohl des Unternehmens sehen.
  6. Teamwork, um die individuellen Fähigkeiten zu entwickeln, miteinander arbeiten zu können. Viele Probleme können nur gelöst werden, wenn Personen über Schnittstellen hinweg zusammen daran arbeiten.
  7. Selber dazulernen, um das eigene Verständnis darüber zu vertiefen, was möglich beziehungsweise unmöglich ist.

Shopfloor Leadership ist ein Balanceakt von starker Führung im Sinne von «absolute Klarheit darüber schaffen, wohin die Reise geht» und Empathie im Sinne von «zuhören und verstehen, welche Probleme die Mitarbeitenden haben». Shopfloor Leadership ist auch ein feines Abwägen von rigorosem Schulen von Problemlösungstechnik («Wiederholen Sie diese Analyse nochmals!») und Verstehen der menschlichen Bedürfnisse nach Anerkennung und Bestätigung.

Fazit

Der Shopfloor Leader entwickelt seine Leute zu besseren Mitarbeitenden. Bessere Mitarbeitende erarbeiten bessere Prozesse. Bessere Prozesse bringen die gewünschten optimierten Resultate.

Wird in Ihrem Unternehmen bereits Shopfloor Leadership praktiziert oder bereitet vielleicht eine der sieben genannten Tätigkeiten besondere Mühe? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

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