Einerseits wird KANBAN seit vielen Jahren im Bereich der Materiallogistik eingesetzt und beschreibt darin eine Methode, den Materialnachfluss effizient zu gestalten. Andererseits wird seit etwa einem Jahrzehnt auch in der Softwareentwicklung über KANBAN gesprochen und dabei eine Methode zur effizienten Projektabwicklung beschrieben.
KANBAN zur Steuerung des Materialflusses wurde ursprünglich 1947 von Taiichi Ohno in der Toyota Motor Corporation entwickelt. Es ist ein System zur Steuerung des Materialflusses und der Produktion nach dem «Pull-Prinzip» (Hol-Prinzip). Dabei werden so genannte selbststeuernde Regelkreise eingesetzt, um die Materialversorgung zu gewährleisten. «KANBAN» selbst bedeutet eigentlich nichts anderes als «Karte».
Es bestehen sechs KANBAN-Regeln, welche das System steuern:
Ein KANBAN-System zur Steuerung des Materialflusses hat den Vorteil, dass bei minimalen Planungs- und Steuerungskosten die Materialverfügbarkeit sehr hoch ist und trotzdem die Bestände sehr gering bleiben.
David J. Anderson hat 2004 KANBAN als Manager bei Microsoft entwickelt, um in IT-Organisationen kleinschrittige Veränderungen mit hoher Akzeptanz aller Beteiligten durchzuführen. Durch einfache Mittel wie Visualisierung und Limitierung parallel bearbeiteter Aufgaben werden Probleme und Engpässe schnell sichtbar und können Schritt für Schritt angegangen werden. Mit Hilfe eines KANBAN-Boards lässt sich die gesamte Wertschöpfungskette mit den einzelnen Prozessschritten für alle Beteiligte visualisieren.
Kanban-Board nach heise.de
David J. Anderson hat seine Erfahrungen, welche er mit Teams auf der ganzen Welt sammeln konnte 2011 ausführlich beschrieben in seinem Buch: «Evolutionäres Change Management für IT-Organisationen» (dpunkt-Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-89864-730-4). Das Buch kann ich sehr empfehlen und es wird von IT-Fachleuten als massgebendes Werk für eine Lean-Kultur in der Software-Entwicklung betrachtet.
Es bestehen bei diesem Vorgehensmodell ebenfalls klar definierte Regeln zur Umsetzung:
Die Website von David J. Anderson liefert weitere Hinweise zu seinem Vorgehensmodell und er hat darauf auch einen Blog zum Thema veröffentlicht.
Auch wenn die Bereiche Software-Entwicklung und Steuerung des Materialflusses eigentlich auf den ersten Blick recht wenige Gemeinsamkeiten haben, sind die angewandten Methoden unter dem Begriff KANBAN doch in vielen Punkten sehr ähnlich. So werden in beiden Methoden die Themen Visualisierung, Standardisierung, Begrenzung der Menge und Fokus auf den Fluss als Erfolgsfaktoren erkannt und in Regeln für die Umsetzung festgehalten.
Dabei geht es einmal mehr darum, die Methode nicht einfach zu kopieren, sondern die Hintergründe zu verstehen und diese gezielt auf seine Geschäftsprozesse anzuwenden.
Immer mit dem Fokus die Durchlaufzeit zu reduzieren, indem Verschwendung eliminiert wird.
Was haben Sie für Erfahrungen mit KANBAN gemacht in Ihrem Umfeld? Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen in diesem Blog.
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