Referenzbericht Leitner AG, Busswil

Shopfloor Management in der Medizinaltechnik

Die Leitner AG in Busswil im Berner Seeland produziert und verkauft als hochspezialisierter Zulieferbetrieb hochpräzise chirurgische Instrumente für die Medizinaltechnik. Zu den Kunden der Leitner AG gehören alle grossen und namhaften MedTech Unternehmen. Die Wertschöpfungstiefe umfasst in erster Linie die mechanische Bearbeitung sowie auch Montage. Ein moderner, weitgehend automatisierter Maschinenpark stellt eine reproduzierbare, gleichbleibende Qualität sicher. Bestimmte Tätigkeiten werden in Sauberräumen ausgeführt.

Leitner AG, Busswil

Rund 100 Mitarbeiter arbeiten in Busswil. Gewisse administrative Funktionen wie zum Beispiel das Personalwesen übernimmt das Mutterhaus Moser-Baer AG in Sumiswald. Das Unternehmen ist ISO 13485 zertifiziert.

Ausgangslage und Aufgabenstellung

Der COO Manuel Hoffmann war seit einigen Monaten bei der Leitner AG tätig und hat – basierend auf seiner Erfahrung aus anderen Unternehmen – rasch erkannt, dass ein Shopfloor Management (SFM) zwingend auch bei der Leitner erforderlich ist und grosse Vorteile mit sich bringen wird. Das SFM soll als Pilot zweistufig mit Unterstützung der Wertfabrik AG «schulbuchmässig» zuerst in den Abteilungen Fräsen und Drehen sowie übergeordnet in der Produktion eingeführt werden. Danach wird die Leitner AG in Eigenregie das SFM auf weitere Abteilungen und Teams ausrollen.

Dank SFM will die Leitner AG tagesaktuelle Transparenz über «Soll» und «Ist» schaffen, um bei Abweichungen vom «Soll» umgehend Gegenmassnahmen einleiten können. Ebenso sollen die Mitarbeiter mehr einbezogen und damit auch verbindlicher (z.B. in Bezug auf Auftragstermine) in die Pflicht genommen werden können.

Projektteam «Einführung SFM» bei der Leitner AG, der Projektleiter Manuel Hoffmann zweiter von rechts.

Folgende konkreten Ziele wurde für die Pilotbereiche festgelegt:

  • Klare Rollenverteilung im SFM.
  • Etablierte Struktur, alle Werkzeuge vorhanden.
  • Täglich gepflegte Kennzahlen.
  • Tägliche stattfindende SFM-Besprechungen.
  • Optisch ansprechende Shopfloor-Boards.

Ganz bewusst wurde auf eine «manuelle» Lösung mit einem physischen Board gesetzt (anstelle einer digitalen Umsetzung). Nur bei einer «manuellen» Umsetzung, bei der die Kennzahlen von Hand auf die Charts auf dem Board eingetragen werden, ist sichergestellt, dass sich die Beteiligten auch mit den einzelnen Kennzahlen befassen.

Umsetzung

Im Rahmen von mehreren Workshops (Soll-Konzept, Umsetzung, Coaching, Finetuning) erarbeitete das Projektteam die Leitner-spezifische Umsetzung des SFM. Schulbuchmässig wurden dabei die Dimensionen S (Sicherheit), M (Mitarbeiter und Maschinen), Q (Qualität), K (Kosten, Produktivität) und L (Lieferleistung) berücksichtigt.

Ebenso nach Schulbuch erfolgte die Darstellung auf dem Board mit je einer oder mehreren Spalten (pro Dimension) und je einer Zeile für die tägliche Kennzahl (oben), die Gegenmassnahmen (Mitte) bei Abweichungen sowie die langfristige Statistik (unten). Um die Lesbarkeit auch aus einigen Metern Entfernung sicherstellen, wurde bewusst mit Blättern im Format A3 gearbeitet.

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SFM-Board schematisch nach Soll-Konzept

Folgende Punkte sind im Soll-Konzept Workshop festzulegen:

  • Kennzahlen, Zielwerte und Darstellung (Frequenz, wie oft die Kennzahl erhebt wird; wer ist für die Kennzahl verantwortlich? wann, falls nicht täglich?)
  • Teilnehmer mit Stellvertretung für die tägliche SFM-Besprechung.
  • Ort und Zeit der täglichen Besprechungen unter Berücksichtigung des Umgebungslärms.

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Bei einer Einführung von SFM ist es wichtig, relativ rasch in die Praxis zu gehen und mit den täglichen Besprechungen zu beginnen. Dann zeigt sich rasch, was gut läuft und wo Anpassungen gemacht werden müssen. Die Leitner AG hat das SFM im Laufe der Projektdauer mehrmals verändert und so den eigenen Bedürfnissen optimal angepasst.

Wichtig ist, dass die Aufbereitung der Kennzahlen möglichst automatisiert erfolgt, d.h. die Kennzahlen sollten «auf Knopfdruck» aus dem ERP-System kommen. Nur dann wird SFM von den Führungskräften auch angenommen.

Ein Erfolgsfaktor im SFM liegt in der Einbindung aller Beteiligten. Eine gute SFM-Besprechung ist nicht, wenn die Führungskraft einen Monolog hält, sondern wenn sich alle Beteiligten einbringen. Es ist deshalb eine klare und wichtige Aufgabe der Führungskraft, mit Fragen die Teilnehmer aufzufordern, ihren Beitrag zur Besprechung zu leisten.

Resultate, Fazit

In weniger als zwei Monaten ist es dem Projektteam gelungen, ein SFM auf die Beine zu stellen, das täglich gelebt wird und das sich sehen lassen kann. Dank einem SFM-Audit & Coaching ist sichergesellt, dass auch der Prozess «SFM» regelmässig überprüft und in Frage gestellt wird. Der KVP für den Prozess «SFM» ist damit gewährleistet.

Das Ziel, dank SFM Transparenz über «Soll» und «Ist» zu bekommen, ist problemlos erreicht worden. Ronnie Hirsbrunner, CEO: «Massnahmen werden jetzt viel schneller eingeleitet. Dank der täglichen Besprechungen ist die gegenseitige Verbindlichkeit klar gestiegen.»

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Die Erfahrung zeigt, dass es nicht immer einfach ist, bei jeder Abweichung eine gezielte Gegenmassnahme einzuleiten. Es muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass dies zumindest versucht wird, denn sonst werden nach einiger Zeit Abweichungen nur noch erklärt, ohne dass man sich Gedanken macht, wie solche Abweichungen zukünftig vermieden werden können. Das ist aber entscheidend, um mittel- und langfristig das Produktionssystem wirklich zu verbessern und auch zwingend notwendig, um effizienter zu werden.

Ronnie Hirsbrunner, CEO der Leitner AG
SFM-Board Abteilung Fräsen linke Seite
SFM-Board Abteilung Fräsen rechte Seite

SFM macht Probleme sichtbar. Deshalb wird ein strukturierter Problemlösungsprozess benötigt, um die Probleme nachhaltig aus der Welt zu schaffen.

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Dank dem erfolgreichen Know-how-Transfer von Wertfabrik zu Leitner war bei Projektabschluss der Roll-out des SFM auf weitere Teams und Abteilungen ohne Beteiligung von Wertfabrik bereits im Gange.

Manuel Hoffmann führt die SFM-Besprechung auf Stufe Produktion.

Projektverantwortliche

Laden Sie diese Referenz als PDF herunter: KR_Leitner_D_web.

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