David Moser
04.07.2016 / 5 Minuten Lesezeit

Lean Enterprise gegen die drohen­den Folgen des Brexit

Das Referendum zur Mitgliedschaft von Grossbritannien in der Europäischen Union (Brexit) hat international Wellen geschlagen, die auch bei den Währungen spürbar sind. Mit Lean Enterprise bringen Sie Ihr Unternehmen dennoch auf Erfolgskurs.

Die Ökonomen sind sich weitgehend einig. Der Brexit ist weder für Grossbritannien noch für die EU oder für die Schweiz gut. Die Schweiz leidet schon seit längerer Zeit vor allem unter der Flucht in den sicheren Franken und der damit verbundenen tiefen Wechselkurse des britischen Pfunds und des Euros. Ob der Brexit wirklich stattfinden wird, ist auch nach der Abstimmung vom 23. Juni 2016 noch nicht definitiv, da die Volksabstimmung doch nur konsultativen Charakter hatte und nicht bindend ist, wie bei uns. Aber die Unsicherheit ist gross. Das hat sich sofort auf die Währungen niedergeschlagen.

 

Die Produktivität als entscheidender Faktor

Wie können wir gegen den starken Franken antreten? Die Antwort ist klar: Mit Produktivitätssteigerungen in allen Bereichen. Nicht nur in der Produktion, sondern auch in indirekten Bereichen wie der Administration oder der Entwicklung. Die Lean Enterprise ist der Schlüssel zum Erfolg und das einzige nachhaltige Rezept. Produktivitätssteigerungen erreichen wir durch die permanente Vermeidung von nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten. Alle Tätigkeiten, für welche der Kunde nicht bereit ist zu bezahlen, sind Verschwendung und sind zu eliminieren oder wenigstens auf ein Minimum zu reduzieren. Genau da setzt Lean Management an.

Anlässlich des HSG Alumni Forums 2016 vom 23. Juni wurde von verschiedenen Referenten das Thema «Industrienation Schweiz 2026» beleuchtet. Alle Referenten waren sich darin einig, dass die Produktivität die entscheidende Rolle für den Wohlstand spielt. In der Schweiz ist die Produktivität bereits sehr hoch. Gemäss Avenir Suisse sind wir bezüglich Wettbewerbsfähigkeit Weltmeister und haben auch pro Kopf die grösste Industrieproduktion. Jedoch dürfen wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn bezüglich Produktivitätssteigerung stehen wir weltweit nur an 27. Stelle. Wir müssen also aufpassen, dass wir von anderen Ländern nicht eingeholt oder sogar überholt werden.

Schweiss und Tränen

Viele Firmen haben die nachhaltigen Vorteile von Lean Management gegenüber allen kurzfristigen Massnahmen wie Arbeitszeiterhöhungen oder dem Drücken von Lieferantenpreisen erkannt und daraufhin Lean-Aktivitäten gestartet. Die exzellenten Firmen haben damit schon vor Jahren begonnen und sind entsprechend gut auf den unerwarteten Entscheid des britischen Stimmvolks vorbereitet. Das waren sie auch bereits auf die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB im Januar 2015. Trotzdem ist es erstaunlich, dass nicht viel mehr Unternehmen auf den Lean-Zug aufspringen. Der Grund liegt wohl darin, dass die Führungskräfte den Aufwand scheuen, ihr Unternehmen einer Lean-Transformation zu unterziehen. Der Aufwand ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren, ist anstrengend und benötigt viel Zeit. Sie wird nie zum Perpetuum Mobile werden, sondern benötigt ständig Energie, die von den Führungskräften investiert werden muss. Lean ist kein befristetes Projekt, sondern ein langfristiges Engagement, eine Philosophie, Kultur und Strategie.

Einige Mitarbeitende und Führungskräfte können nicht mit Veränderungen umgehen und werden zwangsläufig dabei auf der Strecke bleiben. Aber wer bereit ist, die Herausforderung anzunehmen und den Lean-Weg konsequent beschreitet, wird die Ernte einfahren. Vielleicht nicht so schnell, wie bei einem kurzfristigen Drücken der Einkaufspreise, aber viel nachhaltiger und langfristig effektiver, weil mit dem Lean-Ansatz alle relevanten und wichtigen Wettbewerbsfaktoren gestärkt werden. Somit wird das Unternehmen auf die Zukunft und weitere Krisen wie Brexit, Grexit oder XY-exit vorbereitet.

Wie reagieren Sie auf den Brexit? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.

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